30 Jul

Das Deprivationssyndrom – Wenn alles Neue Angst macht

Das Deprivationssyndrom, auch als Angst vor Neuem bekannt – ist ein Verhalten, das bei Hund und Mensch(auch: Hospitalismus) gleichermaßen auftreten kann. Insbesondere dann, wenn in der Vergangenheit wenig oder keine positiven Erfahrungen mit neuen Umgebungen, Menschen oder Situationen gemacht wurde. Dieses Syndrom zu verstehen und angemessen damit umzugehen kann eine Herausforderung sein. Der Aufbau von Vertrauen erweist sich hier als besonders schwierig.

Ursachen des Deprivationssyndroms bei Hunden

Hunde, die frühzeitig schlechte Erfahrungen gemacht haben, sei es durch Vernachlässigung, Misshandlung oder einen Mangel an sozialen Kontakten, können ein Deprivationssyndrom entwickeln. Diese negativen Erfahrungen prägen ihr Verhalten und ihre Wahrnehmung von Neuem, was zu Angst, Misstrauen und Rückzug führen kann. Wenn ein Hund keine positiven Erfahrungen mit neuen Menschen, Orten oder Gegenständen gemacht hat, kann er diese als bedrohlich empfinden.

Anzeichen von Deprivationssyndrom

Hunde mit Deprivationssyndrom zeigen typischerweise folgende Verhaltensweisen:

  1. Ängstlichkeit und Scheu: Der Hund zieht sich vor Neuem zurück, zeigt ängstliches Verhalten und könnte versuchen, Situationen oder Menschen zu meiden.
  2. Übermäßiges Bellen oder Knurren: Ein Hund mit diesem Syndrom könnte schnell in einen Verteidigungsmodus wechseln und vermehrt bellen oder knurren, um seine Angst auszudrücken. Die ‚Zündschnurr‘ bis zum Biss ist hier oft wesentlich kürzer
  3. Vermeidung von Situationen: Hunde mit Deprivationssyndrom können Situationen, die sie als bedrohlich empfinden, vermeiden oder versuchen, ihnen aus dem Weg zu gehen.
  4. Körperliche Anzeichen von Stress: Diese können sich in Form von übermäßigem Hecheln, Zittern oder Starren manifestieren.

Wie kann man einem Hund mit Deprivationssyndrom helfen?

  1. Geduld und Einfühlungsvermögen: Hunde mit Deprivationssyndrom brauchen viel Geduld und Einfühlungsvermögen. Erzwingen Sie nicht den Kontakt mit Neuem, sondern lassen Sie dem Hund Zeit, sich an neue Situationen anzupassen.
  2. Positive Verstärkung: Belohnen Sie den Hund für mutiges Verhalten und positive Reaktionen auf neue Reize. Lob und Leckerlis können dabei helfen, sein Vertrauen zu stärken.
  3. Langsames Training: Integrieren Sie neue Reize langsam und schrittweise ins Training. Beginnen Sie mit kleinen Schritten und erhöhen Sie die Schwierigkeit nur, wenn der Hund sich wohl fühlt.
  4. Sozialisierung: Eine behutsame Sozialisierung mit gut sozialisierten Hunden und vertrauenswürdigen Menschen kann dazu beitragen, das Vertrauen des Hundes zu stärken und seine Angst vor Neuem zu reduzieren.
  5. Hilfe von Fachleuten: Wenn die Angst des Hundes stark ausgeprägt ist und sein Wohlbefinden beeinträchtigt, ist die Unterstützung eines Verhaltenstherapeuten oder Hundetrainers mit Erfahrung in der Arbeit mit ängstlichen Hunden ratsam. Auch feste Strukturen und Abläufe können einem ängstlichen Hund helfen. Vieles wird so aus Hundesicht berrechenbarer.

Fazit

Das Deprivationssyndrom kann für betroffene Hunde eine große Herausforderung darstellen und erfordert ein einfühlsames Vorgehen seitens der Hundehalter. Mit Geduld, positiver Verstärkung und gegebenenfalls professioneller Hilfe kann das Vertrauen des Hundes gestärkt und seine Ängste vor Neuem überwunden werden. Eine liebevolle und verständnisvolle Begleitung kann dabei helfen, dass der Hund wieder Vertrauen in die Welt um ihn herum entwickelt und ein glückliches, erfülltes Leben führen kann.

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